Wilhelm Herchenbach [home]

Kurzbiographie

Ein Beitrag von Leo Lammert zum 100. Todestag des Schriftstellers und Heimatdichters in den jährlich erscheinenden "Heimat-Blättern" des Heimat- und Geschichtsvereins Neunkirchen-Seelscheid e.V.

Sich an Wilhelm Herchenbach zu erinnern, der am 14. Dezember 1889 starb, ist wie eine Reise in die Vergangenheit. Es gab damals keine werbewirksame Buchmesse oder den gesicherten Vertrieb der Bücher über einen Bücherring. Dennoch hatte dieser Schriftsteller Erfolg mit seinen Werken. Sein Lebensinhalt war das Schreiben und nicht so sehr der Erfolg. Der stellte sich von selbst ein.

Am 13. November 1818 wurde Wilhelm Herchenbach als Sohn eines Landwirts in Neunkirchen geboren. Der Vater hätte es gerne gesehen, wenn auch der Sohn Landwirt geworden wäre. Doch wie Herchenbach selbst schreibt, befand ihn der Vater als weichlich und zu wenig nach Bauernart geraten. Die Liebe des jungen Herchenbachs gehörte dem Lehrberuf.

In dem Streben, Lehrer zu werden, wurde er von Heinrich Weeg, Lehrer in Birkenfeld tatkräftig unterstützt. Nach einer kurzen Beschäftigung als Gerichtsvollziehergehilfe in Hennef erhielt er eine Anstellung als Lehrer in Pempelfort bei Düsseldorf. Nach dem Besuch des Lehrerseminars in Kempen wurde er an der Maxschule in Düsseldorf angestellt.

1850 gründete er dort eine Privatschule mit „höherem Lehrplan“, die auch für Knaben aus dem Ausland zugänglich war. Trotz des regen Zuspruches, den diese Schule fand, widmete er sich ab 1866 nur noch der Schriftstellerei. Über 200 Bändchen sind erschienen, die Stückzahl aller Auflagen ging in die Millionen.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, daß die Wahl eines Buches eindeutig zu Gunsten Herchenbachs ausschlug, wenn wir zwischen ihm und Karl May zu wählen hatten.

Die Bändchen erschienen in der Verlagsanstalt G.J. Manz, Buch- und Kunstdruckerei AG München, Regensburg und im Verlag Franz von Stokan, Regensburg. Sie kosteten „broschiert“ eine Mark, gebunden eine Mark und fünfzig Pfennige. Heute sind diese Bändchen, meist 150 bis 180 Seiten stark, nicht mehr auf dem Markt.

Die Schreibweise Herchenbachs war „einfache, gesunde“ Kost. Aus seinen Erzählungen, die im Volkstum wurzeln, spricht ein biederer Charakter und eine unbestechliche Ehrenhaftigkeit. In einer Würdigung Wilhelm Herchenbachs im Jahre 1928 schreibt Wilhelm Hirtsiefer: „Seiner Heimat hielt er die Treue, ihre Sagen, die er so oft an Winterabenden bei mattem Kienspanlicht im Elternhaus gehört hatte, zeichnete er auf und entriß sie so der Vergessenheit. Sagen nehmen ihren Ursprung aus dem Streben, für irgendwie auffällige Erscheinungen eine Erklärung zu suchen, z.B. das Läuten der Glocken in der Christnacht, warum die Kirchentür mit schweren Nägeln beschlagen ist usw. Vielfach bauen sie auf einer geschichtlichen Begebenheit auf, weshalb man die Sagen auch als Schatten der Geschichte bezeichnet hat.“

Mit seinem Buch „Wie einer Lehrer geworden“ hat Herchenbach Neunkirchen ein Denkmal setzen wollen; denn wir lesen: „Von herrlichen Waldungen umkränzt, lag irgendwo in deutschen Landen ein stilles Dörflein. Walddorf soll es heißen; in Wirklichkeit trug es freilich einen anderen Namen. Die Bewohner trieben Ackerbau und Viehzucht und kümmerten sich wenig um die Außenwelt.“ Lesen wir dann weiter, so stoßen wir auf bekannte Namen: wir hören vom Wahnbach, der unterhalb des Dorfes vorbeiströmt, von der Teufelskammer in der Kirche, vom Lehrer Pfad (statt Weeg) in Birkenfeld, das die Leute jedoch Hardtbusch nennen usw. Herchenbach gibt hier die Geschichte seiner eigenen Jugend wieder.

Wie bereits erwähnt, werden diese Bücher nicht mehr gedruckt. Inhaltlich werden sie auch wohl – mit einigen Ausnahmen – nicht mehr in die heutige Zeit passen. Aber die Sagen, die sich um Neunkirchen drehen, wurden von Generation zu Generation weitergetragen, bis Wilhelm Herchenbach sie aufschrieb:

Seine Abenteuerromane und seine Erzählungen für „Volk und Jugend“ waren von tiefer Frömmigkeit geprägt. Die Spannung fand klar abgegrenzt zwischen Gut und Böse statt. Plastische Detailschilderungen ergänzten das Bild.

Zuweilen verarbeitete er in seinen Schriften alte Spuk- und Sagengeschichten seiner Heimat Neunkirchen und schmückte diese mit Geschick und viel Phantasie aus. Dies brachte ihm bei der hiesigen Bevölkerung den Spitznamen „Lüchherchenbach“ (Lüg-Herchenbach) ein.

In Ingersauelermühle (Bröltal) steht, etwa an der Einmündung der Straße von Neunkirchen, ein Gedenkstein, den der Heimat- & Geschichtsverein Neunkirchen-Seelscheid e.V. aus Unterholz und Brennesseln zur Straße hin versetzen ließ, so daß er wieder für jedermann sichtbar ist. Der Gedenkstein besagt, daß hier am 15. Juli 1845 ein Franz Josef Herchenbach ertrunken ist. Man muß wissen, daß der Lauf des Brölbaches früher anders war. Der Ertrunkene war ein Bruder des Schriftstellers Wilhelm Herchenbach. Ein Neffe – Wilhelm Herchenbach aus Nebraska, USA – sorgte nach dem 2. Weltkrieg dafür, daß dieser Gedenkstein an Stelle eines verfallenen Holzkreuzes errichtet wurde.

Wilhelm Herchenbach wurde in der Literaturgeschichte nicht so bekannt wie Friedrich Gerstäcker (1816 bis 1872), doch sind zweifelsfrei sich ähnelnde Stilelemente auszumachen.

Hier einige Titel seiner Bücher:

Der Heimat- und Geschichtsverein Neunkirchen-Seelscheid e.V. hat in einem Schreiben an die Gemeinde beantragt, einen Brunnen in der Nähe der Kirche Sankt Margareta mit den Sagenfiguren unserer Geschichte zu errichten und auf diese Weise auch dem Heimatschriftsteller Wilhelm Herchenbach ein Denkmal zu setzen.

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